Wunderschöne Dekoelemente und Skulpturen lassen sich auch aus einem ganz besonderem Holz anfertigen, dem sogenannten Treibholz. Der Holzkünstler Woodstoneart zeigt in diesem Beitrag wie man beispielsweise eine wunderschöne Uhr aus Treibholz herstellen kann. Zudem erläutert er die Besonderheiten von Treibholz und seine Bearbeitungstechniken.
Wissenswertes zum Treibholz
Die lange Reise des Treibholzes
Die landläufige Meinung ist, dass Treibholz vom Meer an den Strand gespült wird. Das stimmt aber so nicht – Schwemmholz gibt es nämlich auf der ganzen Welt. Im Gebirge, wie den Alpen, fällt wahrscheinlich sogar mehr Altholz an als an der deutschen Küste.
Dabei legt das Holz beachtliche Strecken zurück und ist teilweise mehrere Monate unterwegs. Auf dieser Strecke wird es von Steinen, Stromschnellen und Sonne mehrfach „bearbeitet und geschliffen“. Am Ufer angelangt, hat das Holz dann seine charakteristische graue Färbung und mystische Formgebung. Man sieht dem Holz sofort an, dass es einiges auf seiner Reise erlebt hat.
Schwemmholz ist ein wunderbarer Baustoff
Schon die Wikinger aus Island und den Färöer Inseln nutzen das angeschwemmte Holz zum Bauen, da in diesen Landstrichen nur wenige Bäume wachsen. Man vermutet, dass das Holz über das Meer aus Sibirien auf die Nordinseln kam.
Heute ist das natürlich nicht mehr nötig, nichtsdestotrotz lassen sich aus dem Holz immer noch wunderbare Skulpturen, Möbel oder Dekoelemente herstellen. Mit der richtigen Bearbeitung und Behandlung entwickeln die Objekte ihren ganz eigenen Charme und passen sowohl in sehr moderne als auch rustikale Wohnungen.
Das Treibholz richtig vorbereiten und lagern
Im Grunde ist das Vorbereiten und Lagern von Treibholz deutlich einfacher, als bei frisch geschlagenem Naturholz. Denn in der Regel ist in dem Holz kein Pflanzensaft mehr enthalten. Dadurch ist das Holz schon durchgetrocknet – lediglich das Wasser vom Gewässer muss noch austrocknen. Dies dauert aber nicht wie beim Frischholz mehrere Monate, sondern ist in ein paar Tagen erledigt. Schmutz, Sand oder Steine lassen sich vor dem Trocknen noch mit einem Schlauch abspülen.
Ein weiterer Vorteil ist, dass Schwemmholz sogar direkt in der Sonne oder vor der Heizung trocknen kann. In seltenen Fällen können zwar noch kleine Trocknungsrisse entstehen, aber deutlich weniger wie beim Frischholz. Und ein paar Risse geben dem Treibholz noch mehr Charakter, als es sowieso schon hat. So kann die Bearbeitung schon nach kürzester Zeit beginnen. Simpler geht es nicht.
Schritt für Schritt zur eigenen Treibholzuhr
Ich habe noch nie ein und dasselbe Stück Holz gefunden. Deshalb sind die hergestellten Objekte alle einzigartig und einmalig. Beim Sammeln mache ich mir zwar schon Gedanken, was sich daraus bauen lässt, bekomme aber oft erst in der Werkstatt die zündende Idee. Für Uhren nehme ich Stücke mit einem Durchmesser von 15 cm aufwärts – habe aber auch schon mehrere Teile zusammengeleimt um die passende Größe zu erhalten.
Benötigtes Material und Werkzeug
Um Treibholz-Dekoartikel herzustellen, wird relativ wenig Werkzeug benötigt. Für die Uhr habe ich folgende Arbeitsmittel verwendet:
- Kettensäge
- Elektrohobel
- Bandschleifer
- Bohrmaschine
- Oberfräse
- Dreieckschleifer
- Eisensäge
- Messschieber
- Leimzwingen
- Forstnerbohrer
- geeignete Spannvorrichtung
- Schleifpapier bis Körnung 400
- Schleifvlies*
Folgende Materialien habe ich benutzt:
- passendes Treibholzstück
- passenden Flussstein
- Junghans Quarz-Uhrwerk mit 20 mm Aufnahme (Bezug z.B. Amazon*)
- Zeiger für Uhrwerk (gibt es auch bei Amazon*)
- Alustab 8 mm
- Alurohr 12 mm
- Bienenwachs (z.B. bei Amazon* erhältlich)
Das Treibholzstück in Form bringen
Für eine Treibholzuhr brauche ich eine Scheibe von drei bis sechs Zentimeter Stärke. Da die gefundenen Hölzer selten die optimale Dicke haben, säge ich das Holz mit meiner Kettensäge zurecht. Wichtig dabei ist, dass das Holzstück gut eingespannt ist – zum Beispiel in einem Sägebock oder einer Werkbank.
Die Oberflächen begradigen und schleifen
- Hobel im Einsatz
- Bandschleifer zum glätten
Nach dem Sägen begradige ich die Rückseite der Holzscheibe mit einem Hobel und einem Bandschleifer. Eine 80er Körnung ist für mich vollkommen ausreichend, da diese später sowieso nicht sichtbar ist. Die Vorderseite lasse ich erst mal unberührt.
Die Aussparung für das Uhrwerk anzeichnen
Im nächsten Schritt zeichne ich die Aussparung für das Uhrwerk an, wobei ich als Zentrum gerne den Mittelpunkt der Jahresringe nehme. Die Aussparung mache ich vom Durchmesser circa einen Zentimeter größer als das Uhrwerk* ist.
Das Uhrwerk und verschiedene Zeiger (je nach Geschmack) erhält man z.B. über Amazon:
Bohren und Fräsen der Vertiefung
Mit einem Forstnerbohrer bohre ich die Vertiefung erst mal vor. Wichtig ist dabei, dass beim Bohren gleich die exakte Tiefe eingehalten wird. Um das Uhrwerk später befestigen zu können, muss die verbleibende Holzstärke in der Bohrung zwischen 15 und 20 mm liegen.
Ich gehe dabei wie folgt vor. Ich bohre mit dem Forstnerbohrer etwa zehn Millimeter tief, bis er eine gute Führung hat. Anschließend bohre ich den Punkt der Zentrierspitze mit einem 5er-Bohrer auf. Mit dem Tiefenmaß eines Messschiebers lässt sich die Stärke nun optimal messen.
Habe ich die benötigte Tiefe erreicht, entferne ich mit der Oberfräse das Restmaterial und bohre die Mitte auf 10,5 mm auf.
Ziffernblatt anzeichnen
Der schwierigste Schritt ist erledigt. Jetzt kann ich das Uhrwerk einbauen und beginne das Ziffernblatt zu fertigen. Dafür setze ich die Zeiger* ein und stelle beide Zeiger auf zwölf Uhr. Dann drehe ich die Zeiger Stunde für Stunde vor und markiere die einzelnen Uhrzeitenpunkte mit einem Bleistift auf dem Treibholz.
Bohren und Nieten einsetzen
Die Viertelrichtungen bohre ich mit einem 12er Bohrer und die restlichen Ziffern mit einem 8er. Eine Bohrtiefe von 20 mm reicht dabei vollkommen aus. Aus den Rundstäben säge ich Nieten, die ich etwa 0,3 mm überstehen lasse. Bei den vier Rohren bohre ich nach dem Einsetzen noch das Innenleben aus. Dies gibt später einen tollen Effekt, wenn das Licht durchschimmert.
Die Nieten halten normal recht gut im Holz. Zusätzlich etwas Klebstoff zu verwenden, schadet aber auch nicht.
Die Oberflächen schleifen und veredeln
Jetzt steht die Oberflächenbehandlung an. Zuerst schleife ich mit einem groben Schleifpapier die überstehenden Nieten alle bündig mit der Treibholzfläche. Hier ist aber Vorsicht geboten, damit die Patina des Holzes nicht zerstört wird. Alternativ lassen sich die Nieten mit einer Feile bündig machen.
Nachdem ich alles auf eine Ebene gebracht habe, schleife ich die komplette Oberfläche mit einer 240er Körnung bis ich meine gewünschte Optik erhalten habe.
Ein kleiner Tipp noch am Rande. Bevor ich den letzten Schliff mache, reibe ich das Schwemmholz noch mit Spiritus ab. Dadurch hole ich den letzten Schmutz aus dem Holz heraus und die Holzfaser stellt sich nochmals auf.
Wenn ich jetzt den Endschliff mit einer 400er Körnung mache, erhalte ich eine perfekte Oberfläche. Diese versiegele ich zum Abschluss mit Bienenwachs*. Ich habe festgestellt, dass Wachs bei Treibholz unschlagbar ist.
- lösemittelfrei
- erhöht den natürlichen Holzcharakter
- atmungsaktiv
- schützt vor Feuchtigkeit und Verschmutzung
- reines Bienwachs
Der Uhr noch einen Ständer verpassen
Die Treibholzuhr lässt sich so jetzt schon als Wanduhr nutzen, wenn auf der Rückseite ein Aufhänger angebracht wird. Ich will sie aber als Kaminuhr benutzen. Deshalb brauche ich einen Uhrständer. Ich nehme dafür gerne Flusssteine. Und als Verbindungselement dient wieder mein Alu-Rundmaterial.
Ich säge mir zwei passende Stäbe zu und bohre dafür je zwei Löcher in das Treibholz und den Stein. In den meisten Fällen eine Steckverbindung haltbar und ausreichend. Aber wie schon bei den Nieten erwähnt, kann es im Zweifelsfall durchaus sinnvoll sein etwas Klebstoff zu benutzen.
Zeiger und Uhrwerk montieren
Zum Schluss setze ich das Uhrwerk* ein und montiere die Zeiger. Bei dieser Treibholzuhr gleiche ich die Uhrzeiger dem Design noch etwas an. Mit Schleifpapier und Schleifvlies* angeschliffen bekommen die Zeiger einen „Shabby-Look“, der gut zur Uhr passt.
Ich hoffe ich konnte euch ein bisschen die Kunst der Treibholzverarbeitung näher bringen und dazu anregen eine einzigartige Treibholzuhr nachzubauen. Falls Ihr Fragen dazu habt, dann bitte einfach als Kommentar unten eingeben!
Beitrag & Fotos
von Holzkünstler Woodstoneart
Hallo,
ein sehr schönes Projekt und sehr toll erklärt. Ich hab wieder was dazu gelernt, vielen Dank.
Schöne Grüße,
Florian
Hallo,
eine wirklich sehr interessante Seite.
Vor allem die Kategorie Projekte gefällt mir, da kann man beim stöbern ja glatt die Zeit vergessen und sich viele Anregungen holen.
Schaue sicher öfter mal vorbei.
Schöne Grüße.
Michael