Baut man hin und wieder auch Möbel oder andere größere Projekte die aus einem Holzgerüst bestehen, so wird man irgendwann auch eine lange Korpuszwinge benötigen. Korpuszwingen erlauben das genaue rechtwinklige Verleimen von Korpusmöbeln wie beispielsweise Schränke und Schubladen. Durch besonders große Spannflächen spannen sie gleichmäßig und materialschonend, ohne dass Zulagen verwendet werden müssen.
Leider sind gute lange Korpuszwingen nicht ganz billig, daher hier ein Projekt wie man sich stabile Korpuszwingen einfach selbst bauen kann.
Korpuszwingen kaufen oder selber bauen?
Bei gutem Werkzeug sollte man zunächst darüber nachdenken, ob sich der Bau überhaupt lohnt, schließlich gibt es es im Handel natürlich auch hochwertige Korpuszwingen zu kaufen Eine der wohl beliebtesten Korpuszwingen dürfte die REVO KRE* von Bessey sein. Diese roten Bessey Zwingen sieht man in sehr vielen Videos von professionellen Holzwerkern. Auch der Experte Heiko Rech hat darüber mal ein ein interessantes Review und Video gemacht und diese eigentlich hochgelobt. Leider hat Heiko die Videos bei Youtube gelöscht, sonst hätte ich es verlinken können. Ich verlinke Euch dafür statt dessen mal das Herstellervideo:
Die REVO KR Zwingen können wesentlich mehr als einfache herkömmliche Zwingen. Zum einen verursachen sie am Werkstück keine Kratzer, da die Metallbügel quasi komplett mit Kunststoff umbaut wurden. Trotz Kunststoff können sie einen gewaltigen Druck von 7000 Newton erzeugen. Das besondere dabei ist, dass der Druck nicht wie bei herkömmlichen Zwingen nur auf einen Punkt gebracht wird, sondern rechtwinklig auf die gesamte Spannfläche übertragen wird. Da die Spannfläche wirklich genau rechtwinklig zur Schiene steht, kann man Möbelstücke und Bretter also auf viel größerer Breite zusammenpressen. Das hat oft den Vorteil, dass man weit weniger Zwingen braucht als sonst üblich. Zudem lässt sich die Zwinge viel besser ansetzen. Sie rutscht auch nahezu nie weg, selbst dann nicht wenn etwas Flaches nur mit der Spitze gespannt wird.
Ein weiterer Vorteil der Zingen sind kleine Schieber, die als Ständer dienen. Man kann diese Korpuszwingen beispielsweise auch einfach auf den Tisch aufstellen und sie quasi als Leimzwingen missbrauchen. So kann man beispielsweise schmale Bretter zu einem großen Leimholzbrett verleimen.
Also, die REVO KRE Korpuszwingen sind schon wirklich sehr gut, ich habe selber zwei Stück mit einer Spannweite von 1,5m, damit kann man schon mal einen kleinen Schrank gut verspannen.
Der einzige Nachteil, der mir einfällt, ist leider der höhere Preis, besonders die Längen über 1m sind teils nicht gerade günstig, hier mal einige aktuelle Preise:
Man sieht schon, Qualität hat eben doch seinen Preis. Wer oft Möbel baut, dem würde ich trotzdem den Kauf solcher Zwingen empfehlen, die Zeitersparnis rechnet sich schnell. Nur leider ist es beim Möbelbau oft nicht mit zweien getan, ich denke mindestens vier wird man dann fast immer brauchen. Wer aber wie ich nur gelegentlich größere Möbel baut, für den lohnt sich der Kauf großer Längen nicht immer. Hier ist es dann vielleicht empfehlenswert sich so etwas selber zu bauen und nur kleinere Korpuszwingen fertig zu kaufen. Und wie man nun eine einfache Korpuszwinge selber bauen kann, das zeige ich euch unten.
Korpuszwingen und Leimzwingen selber bauen
Da ich demnächst wieder mal einen etwas breiteren Schrank, eine Art Katzen Kommode, plane, habe ich im Internet die Shops nach Korpuszwingen durchsucht, da mir meine zwei eindeutig zu wenig sind. Und zufällig bin ich da über einen „Schraubstock mit unbegrenzter Spannbreite“ gestoßen (siehe hier*). Das ist genau das was ich gesucht habe, mit diesen Spannbacken kann man sich sehr leicht eine Korpusklemme basteln.
Eigentlich braucht man für diese Spannbacken gar nicht mehr viel bauen, denn im Grunde sind diese schon so konzipiert, dass diese einfach auf eine herkömmliche Dachlatte (24x48mm) aufgesetzt werden können. Man braucht also eigentlich nur noch eine Dachlatte zum Bau der Korpuszwinge. Wenn man in die Dachlatte in einigen Zentimeter Abstand noch 10mm Löcher bohrt, dann kann man die Spannweite der Eigenbau Korpuszwinge jederzeit beliebig verstellen. Die maximale Länge wird nur durch die Länge der Dachlatte beschränkt.
Korpuszwingen und Leimzwingen mit Alu Profil
Richtig gut hat mir das mit der Dachlatte aber noch nicht so gefallen,, da sich Dachlatten nun mal mit der Zeit biegen, es ist also mehr eine Notlösung. Daher habe ich mich entschieden ein Alu-Rechteckprofil (Maße 25x50mm mit 2mm Wandstärke) zu benutzen. Ein solches Profil bekommt Ihr recht preiswert bei Ebay*, sogar in beliebiger Länge. Ich habe in diesem Shop* ca. 8 Euro für das im Bild gezeigte 1,5m Rechteckrohr bezahlt.
Wer mit den Zwingen besonders starke Pressungen mit hohen Druck ausüben möchte, der sollte eventuell darüber nachdenken statt Alu lieber Stahlprofile zu nutzen, diese sind natürlich noch stabiler. Auch Stahl-Profile bekommt Ihr übrigens in dem gleichen Shop*, die Preis sind kaum höher. Ich habe mich allerdings für Alu entschieden weil die Zwingen dadurch bei der großen Länge deutlich leichter und handlicher werden und der Pressdruck für meine Vorhaben mehr als ausreichend ist. Ich habe die fertigen Alu-Korpuszwingen schon häufiger eingesetzt und bin sehr zufrieden. Angenehm ist, dass halt die Alu Profile kerzengerade sind und sich nicht wie Dachlatten mit der Zeit in alle Richtungen verbiegen. Man kann diese also auch schön auf den Tisch legen und dann Bretter auflegen und kerzengerade verspannen.
Schritt für Schritt zur eigenen Korpuszwinge
Da die Spannzangen ja quasi schon fertig erhältlich sind, beschränkt sich die Bauanleitung eigentlich auf das Bohren der Alu-Schiene. Für Einsteiger habe ich dennoch wieder ein Video (siehe hier) gemacht, damit Ihr euch die Sache genauer anschauen könnt und somit keine Fragen offen bleiben sollten. Nachfolgend liste ich Euch aber auch noch mal den ganzen Aufbau in 10 Schritten mit Bildern auf:
Schritt 1 : Bohrloch für Schraubstock anzeichnen
Als erstes legt man den Schraubstock bündig am Ende des Rechteckrohres über das Alu- oder Stahlprofil und zeichnet sich das Bohrloch an. Da wir später noch weitere Löcher mit gleichen Randabstand zum Verstellen bohren müssen, kann man sich jetzt auch schon mal den Abstand ausmessen. Am besten nimmt man einen sogenannten Kombinationswinkel* oder ein Streichmaß* zu Hilfe, dann muss man den Abstand nur einmal einstellen und nicht alle Löcher neu vermessen. Ich habe mir für solche Vorhaben kürzlich das Steinle Streichmaß* und den Draper Kombinationswinkel* zugelegt, zwei Werkzeuge, die ich nur empfehlen kann.
Schritt 2 : Bohrloch vorkörnen
Damit man die Löcher besser bohren kann und der Bohrer auf dem glatten Profil nicht abrutscht, sollte man jetzt das markierte Bohrloch mit einem oder zwei Hammerschlägen vorkörnen. Bei dem weichen Alu geht das relativ leicht.
Schritt 3 : 10mm Bohrloch bohren
Nun muss man ein 10 mm Loch bohren, am besten verwendet man dazu eine Bohrmaschine mit Bohrständer bzw. Ständerbohrmaschine. Ist Euer Bohrer nicht mehr ganz scharf, so empfehle ich das Loch mit einem kleineren Bohrer (z.B. 4 oder 5 mm) vorzubohren. Bevor Ihr mit dem 10 mm Bohrer loslegt solltet Ihr das Profil möglichst festspannen (z.B. mit Maschinenschraubstock oder Zwinge) und gut festhalten. Beim Bohren von Metall ist es immer wichtig, dass das Werkstück gut festgehalten und möglichst festgespannt ist, ansonsten kann es schnell aus der Hand gerissen werden und man kann sich leicht verletzen.
Schritt 4 : Passgenauigkeit prüfen
Im nächsten Schritt schrauben wir den Schraubstock schon mal auf das Profil und schauen ob alles korrekt passt, also die Schraube einigermaßen leicht rein und raus geht.
Schritt 5 : Weitere Löcher anzeichnen
Passt das erste Loch korrekt, so können wir jetzt die anderen Löcher zum Verstellen der Spannbreite anzeichnen. In welchen Abstand Ihr die Löcher bohrt ist weitgehend Euch selbst überlassen. Empfehlen kann ich einen Abstand von 7 cm, das ist etwa die Hälfte der Spindellänge. Dadurch kann man gewöhnlich alle Werkstücke einspannen ohne immer all zuviel kurbeln zu müssen. Die Abstände misst man am besten mit Zollstock aus, für den Seitenabstand kann man dann den bereits vorhin eingestellten Kombinationswinkel nutzen.
Schritt 6 : Weitere Löcher anzeichnen
Nun müssen wir wieder alle angezeichneten Bohrlöcher vorkörnen, das erleichtert das spätere Bohren erheblich.
Schritt 7 : Alle Löcher bohren
Danach kann man alle vorgekörnten Löcher vorbohren und auf die entgütigen 10 mm aufbohren. Wie bereits geschildert: Unbedingt darauf achten, dass Ihr das Rechteckrohr gut festspannt bevor Ihr bohrt.
Schritt 8 : Alle Löcher entgraten bzw. senken
Beim Bohren entsteht an den Löchern ein sehr scharfer Grat. Damit man sich später bei der Handhabung nicht daran schneidet, solltet Ihr jetzt die Löcher entgraten. Am einfachsten geht dies mit einem großen Senker, einfach kurz die Löcher mit Akkuschrauber und Senker ansenken.
Schritt 9 : Alle Löcher entgraten bzw. senken
Nachdem alles entgratet wurde, können wir den Schraubstock mit den mitgelieferten Schrauben festschrauben. Den Schraubstock mit der Spindel selbst kann man richtig fest schrauben, dieser wird ja später nie verstellt. Verstellt wird immer nur der Spannbacken gegenüber. Diesen Spannbacken kann man gewöhnlich auch immer von Hand festdrehen. Lösen oder verstellen kann sich dieser nicht von alleine, was ein großer Vorteil dieser Zwinge ist.
Schritt 10 : Unsere Korpuszwinge oder auch Leimzwinge oder Leimpresse ist fertig
Das war´s schon, unsere universelle Korpuszwinge ist fertig. Auf den nachfolgenden Bildern seht Ihr wie man sie beispielsweise einsetzen kann. Die Zwinge ist wirklich enorm hilfreich beim Möbelbau und eignet sich auch ideal um Bretter miteinander zu verleimen. Wenn man hochwertige Möbel damit presst, würde ich allerdings immer empfehlen noch ein Stück Holz mit einzulegen (man spricht von „Zulagen“) damit die Backen bei starkem Druck keine Spuren hinterlassen.
Video zum Bau der Korpuszwingen
Viel Spaß beim Möbelbau!
Links zum Thema
- Bezugsquelle für Alu- oder Metall-Rechteckprofile
- Bezugsquelle für die fertigen Spannbacken (Schraubzwinge)
- Bezugsquelle der beschriebenen Bessey Korpuszwinge
- Video zum Thema Korpuszwinge / Leimzwinge
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